Haltung und Einsatz

Der Rahmen zu Haltung und Einsatz von offiziell anerkannten Herdenschutzhunden wird durch den Bund in der Vollzugshilfe Herdenschutz definiert.

Winterhaltung

Oftmals wird die Winterhaltung der Herdenschutzhunde unterschätzt. Diese müssen ganzjährig mit den zu schützenden Nutztieren gehalten werden und brauchen täglich Auslauf. Je nach Lage des Heimbetriebs kann es zu Konflikten mit Nachbarn oder gar zu Lärmklagen kommen – eine sorgfältige und frühzeitige Kommunikation zu den Hunden ist wichtig. Herdenschutzhunde müssen zudem in der Regel mindestens zu zweit mit ständiger, ungehinderter Kontaktmöglichkeit untereinander gehalten werden.

Konfliktmanagement

Für den Einsatz der Herdenschutzhunde auf Alpen und öffentlich zugänglichen Weiden haben AGRIDEA, die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) und weitere Partner den Ratgeber "Konfliktmanagement – Herdenschutzhunde im Einsatz" ausgearbeitet. Der Ratgeber enthält neben Empfehlungen auch Checklisten mit den wichtigsten Fragen, die sich Alp- und Betriebsverantwortliche im Zusammenhang mit Herdenschutzhunden und Drittpersonen stellen müssen. Ziel ist es, das Risiko von Vorfällen zwischen Wanderern, Bikern etc. und Herdenschutzhunden möglichst zu minimieren. Dazu gehört auch eine möglichst umfassende Kommunikation der Öffentlichkeit durch das Aufstellen von Hinweisschildern zu den Herdenschutzhunden und das Auflegen von Flyern und Comic zum korrekten Umgang mit diesen Hunden bei Tourismusbüros, Bergrestaurants etc. Flyer, Comic und Hinweistafeln können gratis bei AGRIDEA bezogen werden.

Bei der Frage der Konfliktverhütung können neben Massnahmen auf Seiten der Herdenschutzhunde oder der Landwirtschaft auch Massnahmen auf Seiten der Wanderwege zur Anwendung kommen. Insbesondere die temporäre oder permanente Umleitung oder Sperrung von Wanderwegen mit dem Ziel der Entflechtung von touristischer Nutzung und Weidenutzung kann bei erhöhtem Konfliktpotenzial zielführend sein. Der Bund kann auf Antrag bis zu 80% der Kosten für solche Planungen und Anpassungen im Wanderwegnetz übernehmen.

Voraussetzungen für einen effizienten Einsatz

Herdenschutzhunde sind in vielen Situationen, insbesondere im Sömmerungsgebiet, die einzig wirksame Massnahme zum Herdenschutz. Allerdings ist deren Wirksamkeit von zahlreichen Bedingungen abhängig, vor allem von der Bereitschaft des Landwirtes bzw. der Hirtschaft auf der Alp, sich in einem positiven Sinne auf diese Hunde einzulassen und mit ihnen zu arbeiten. Herdenschutzhunde sollten nur bei entsprechender persönlicher Bereitschaft eingesetzt werden. Die Schutzwirkung der Herdenschutzhunde ist zudem stark von der räumlichen Verteilung der Nutztierherde abhängig. Eine Herde sollte sich nicht über mehr als rund 20 ha Weidefläche verteilen, im Weidesystem der ständigen Behirtung sollte nachts die Herdenausdehnung maximal 5 ha betragen (Richtwerte). Herdentrieb, Grösse der Weidekoppeln und Behirtung sind die entscheidenden Faktoren zum Einhalten dieser Richtwerte. Ungünstig ist eine Aufteilung der dem Herdenschutzhund bekannten Nutztierherde auf mehrere Weidgruppen.

Je nach Raubtierdruck, Herdengrösse und -kompaktheit, Eigenheiten des Weidegebiets etc. braucht es mehr oder weniger Herdenschutzhunde zur Bewachung einer Nutztierherde. Als Faustregel gilt, dass zwei Hunde für rund zweihundert Nutztiere genügend Schutz bieten können, pro dreihundert weiteren Nutztieren empfiehlt sich je ein zusätzlicher Hund. Der Rudeldynamik unter den Hunden kommt eine grosse Bedeutung für die Schutzeffizienz aber auch für eine mehr oder weniger anspruchsvolle Hundehaltung zu. Wer mit offiziellen Herdenschutzhunden arbeitet, darf diese i.d.R. nicht zusammen mit nicht offiziellen Herdenschutzhunden einsetzen.

Eine Studie zu in der Region Gantrisch-Schwarzsee (BE/FR) eingesetzten Herdenschutzhunden hat deren Effizienz zumindest unter den dort vorgefundenen Bedingungen klar aufgezeigt. Letztlich können jedoch nur die Grossraubtiere aufzeigen, welche Herdenschutzhunde unter welchen Bedingungen wirklich effizient arbeiten.