Alporganisation
Da bei der Sömmerung von Kleinvieh verschiedenste Strukturen und Weidesysteme anzutreffen sind, müssen auch die Präventionsmassnahmen nach dem Auftauchen von Grossraubtieren entsprechend flexibel und unterschiedlich gestaltet werden. Ist die Herde gross (ab ca. 500 Tieren) und mit ständiger Behirtung, sind die Grundvoraussetzungen in der Regel gegeben, um Herdenschutzhunde innerhalb von relativ kurzer Zeit zu integrieren. Diese werden dann im weiteren Verlauf vom Hirten betreut. Dagegen stellen klein strukturierte, unbehirtete Alpen mit Herdengrössen zwischen 20-300 Tieren an den Herdenschutz eine besondere Herausforderung. Die Anstellung eines Hirten ist erst ab einer Herdengrösse von ca. 500 Tieren finanziell tragbar.
Als längerfristige Massnahmen gibt es vor allem zwei Möglichkeiten:
Herdenzusammenlegung
Es gibt verschiedene Gründe, um von mehreren kleinen Herden auf eine grosse, behirtete Herde umzustellen:
- Die Präsenz von Grossraubtieren,
- Das aktuelle Sömmerungsbeitragssystem,
- Probleme beim Standweide-/ Umtriebsweidesystem.
Die Umstellung ist ein längerer Prozess. Vorteile und Risiken, Rechte und Pflichten, Wünsche und Erwartungen der Betroffenen müssen berücksichtigt werden. In den ersten 1-3 Jahren ist mit einem Mehraufwand für die Alpverantwortlichen und den Hirten zu rechnen. Folgende Punkte sind dabei wichtig:
- Besitzverhältnisse, Nutzungsrechte,
- Topografie, Grösse/Ertrag der beweidbaren Flächen,
- Anzahl Normalstösse,
- Infrastruktur (Wege, Hütte, Trinkwasser),
- Tiergesundheit (Tierärztliche Kontrolle),
- Ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit,
- Soziale Besonderheiten, Tourismus, Konflikte (Nachbaralpen).
Die detaillierte Vorgehensweise für eine nachhaltige Herdenzusammenlegung von der Informationsbeschaffung, über die Alpanalyse bis zur Umsetzung wurde von AGRIDEA herausgegeben.
Kleine, unbehirtete Herde mit Herdenschutzhund(-en)
Bei kleinflächig strukturierten Alpen ist eine ständige Behirtung oft sowohl weidetechnisch, wie auch ökonomisch nicht sinnvoll.
Es gilt deshalb abzuklären, inwiefern nicht behirtete Alpen geschützt werden können. Folgende Voraussetzungen erleichtern die Haltung von Herdenschutzhunden bei unbehirteten Tieren :
- Integration von Schutzhunden im Winter.
- Nur einer oder wenige Kleinviehbesitzer.
- Kein oder wenig Tourismus auf der Alp.
- Gute Gewöhnung an Futterautomaten.
- Regelmäßige Kontrolle (mind. 2 x wöchentlich).
- Umtriebsweide mit Zaunkoppeln.
- Gute Erreichbarkeit und Übersichtlichkeit der Alp.
Einzelne Erfahrungen in den Kantonen Bern und Graubünden haben gezeigt, dass bei geeigneten Voraussetzungen unbehirteter Herdenschutz effizient und kontrolliert umgesetzt werden kann.